
24 Apr Liebe ohne Leiden
Das Leben ist wie ein Buch. Es hat einen Anfang und ein Ende. Dazwischen befinden sich die Seiten, die ein ganzes Leben symbolisieren. Es gibt Abhandlungen, die wie das Leben mal länger oder mal kürzer sind. „Das Leben schreibt die schönsten Geschichten“, lautet ein uns wohl allen bekanntes Zitat. Das stimmt aber so nicht! Das Leben schreibt zwar, was ich bestätigen kann, wenn ich täglich meine kleine Tochter anschaue, die schönsten Geschichten, aber leider auch die schmerzhaftesten. Die Crux an der Liebe ist: Je mehr man liebt, umso mehr leidet man auch, wenn dieser eine Mensch sein letztes Kapitel geschrieben hat.
„Hast du Angst vor dem Tod, Firat?“, hatte mich meine Frau vor einiger Zeit gefragt. „Nein, habe ich nicht“, war meine Antwort, „warum sollte ich!?“ Die Angst vor dem Unbekannten, vor der Zeit nach dem Ableben, lässt viele Menschen erschauern. Ich hingegen fürchte mich nicht. Es liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich mir einrede, dass ich nach dem Tod an einen glückseligen Ort komme. In den Himmel, ins gesegnete Reich oder als Engel über den Lebenden schwebend, nennt es wie ihr wollt. Es kommt, wie so oft, auf den Blickwinkel an.
Wie einige von euch wissen, stand ich vor einiger Zeit schon mit einem Bein im Grab. Wenn eine Krankheit einen Menschen komplett einnimmt, die Schmerzen nicht nur den Körper, sondern auch die Seele langsam aber stetig einnehmen, dann ist der Tod eine schöne Vorstellung. Aber nur für einen selbst. Alle anderen nahestehenden Menschen werden leiden. Geliebte Menschen trauern zu sehen, zerreißt einen innerlich, wie ich jetzt leider wieder feststellen muss. Deshalb kämpfen wir wahrscheinlich auch, bedingt durch den natürlichen Überlebenswillen, aber auch für die Menschen, die uns lieben. Nur weil man also keine Angst vor dem Tod hat, heißt das nicht gleich, dass man sich danach sehnt.
Was aber ist, wenn eine Krankheit entscheidet, wie lange wir noch zu leben haben. Was aber ist, wenn uns ein unbekannter Halbgott im weißen Kittel mitteilt, dass unsere Mutter, unser Vater, unsere Frau, unser Mann, Bruder, Schwester, Onkel, Tante, Cousin oder Cousine den Kampf gegen eine Krankheit leider verloren hat. Was aber ist, wenn wir uns von einem geliebten sterbenden Menschen verabschieden müssen und es nicht wahrhaben wollen? Was können wir machen? Die Antwort lautet: Nichts. Der Tod nimmt dem Leben jede Handlungsfähigkeiten.
Die anschließende Trauer zerreißt einen Menschen innerlich. Sie lässt uns schmerzhaft erkennen, dass alles endlich ist. Die Trauer ist der Ausnahmezustand der Seele. Jeder Mensch geht anders mit dieser Trauer um. Einige sprechen mit einem Menschen im Sterbebett, andere erleichtern nochmal ihr schlechtes Gewissen, andere wiederum umarmen & küssen den geliebten Menschen und andere wiederum lachen und erzählen witzige Anekdoten von früher. In meinen Augen ist das glückliche Erinnern die schönste Trauer um jemanden.
Ich überlasse es den Worten des großen Udo Jürgens, zum Ausdruck zu bringen, was ich den Hinterbliebenen sagen möchte:
Die Zeit ist um, die uns verband, ich weiß, dass du es fühlst
So geh ich jetzt, auch wenn du mich noch gern beschützen willst.
Dein Leuchtturm steht nun anderswo, und nicht mehr hier bei dir
Und auf dem Weg zum eignen Licht, komm sag, was wünschst Du mir:
Ich wünsch Dir Liebe ohne Leiden, und eine Hand, die Deine hält.
Ich wünsch Dir Liebe ohne Leiden und dass Dir nie die Hoffnung fehlt
Und dass dir Deine Träume bleiben und wenn Du suchst nach Zärtlichkeit,
wünsch ich dir Liebe ohne Leiden und Glück für alle Zeit.
Eingangs schrieb ich, dass das Leben wie ein Buch ist. Es hat einen Anfang und ein Ende. Ich muss mich aber korrigieren: Das Leben hat kein Happy End… jedenfalls nicht aus Sicht derer, die bleiben.
Ich werde dich niemals vergessen. Deine Worte immer in Erinnerung behalten und Dein Lächeln stets vor Augen haben. Es ist mir eine Ehre, auch weiter ein Teil Deiner Familie sein zu dürfen, die du immer mit so viel Liebe zusammengehalten hast. Diese Liebe, wird nun den Schmerz Deiner Familie erträglicher machen. Mach es gut, meine Liebe…
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